Sie waren doch bestimmt schon mal krank und bekamen vom Arzt ein Medikament verschrieben. Und dann gehen Sie in die Apotheke, um Ihr Medikament zu kaufen, das Sie schon jahrelang einnehmen müssen, oder das Ihnen Ihr Arzt wegen einer akuten Erkrankung verordnet hat. Und was passiert dann in der Apotheke? Sie erfahren, dass es Ihr Medikament nicht gibt, oder Sie erhalten ein Ersatzmedikament, von dem Sie noch nie was gehört haben.

Da stehen Sie nun – irgendwie beunruhigt. Ist das ok? Weiß der Apotheker, was er tut? Oder müssen Sie nochmal zu Ihrem Arzt, um ihn zu fragen? Dummerweise provozieren Sie damit eine erneute Arztrechnung, die eigentlich überflüssig ist, da ja schon beim ersten Arztbesuch alles geklärt war und die überdies das Budget der Krankenkasse belastet (Irgendwann werden dann die Krankenkassenbeiträge erhöht).

Muss das sein?

Natürlich herrscht seit einiger Zeit eine anhaltende Krankheitswelle, wie wir alle wissen. Daraus folgt eine äußerst hohe Nachfrage und ausgerechnet jetzt fehlen dabei reihenweise Arzneimittel. Aber muss das neben Mitteln gegen Corona und Grippe auch ganz normale Pillen gegen z.B. Bluthochdruck, Diabetes usw. betreffen? Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte teilte mit, dass gegenwärtig bei über 300 rezeptpflichtigen Medikamenten Engpässe bestehen (wussten Sie schon, dass es solch ein Institut gibt, und fragen Sie sich, was da außer Statistiken noch gemacht wird?). Die Dunkelziffer inklusive nicht-verschreibungspflichtiger Medikamente dürfte noch höher sein. Neben der Krankheitswelle gibt es aber auch strukturelle Probleme für die Knappheit. Zum Beispiel die Festpreisregelung. Das heißt, für jedes Arzneimittel gibt es einen vereinbarten Preis, der sich am günstigsten Preis orientiert und von Krankenkasse/Beihilfe bezahlt wird. Sie haben bestimmt schon mal erlebt, dass Sie zuzahlen müssen, wenn es teurer ist. Das führt dazu, dass Hersteller billig sein müssen, um ihre Produkte loszuwerden.

Also gehen Hersteller/Verkäufer dahin, wo Arbeitskräfte und Inhaltsstoffe billig sind (und das ist nicht in Deutschland). Wen wundert es, dass es zum Beispiel China ist.

Dann gibt es noch Rabattverträge zwischen Krankenkassen und Herstellern nach dem Motto: ich garantiere für eine bestimmte Stückzahl die Erstattung an die Patienten, wenn du dein Erzeugnis für die Apotheken billiger machst. Win-Win-Situation. Der Hersteller hat für eine gewisse Zeit garantierte Abnehmer und damit Planungssicherheit und die Krankenkassen müssen nicht so viel Geld erstatten. Andere Hersteller müssten dann auch mit dem Preis heruntergehen, damit sie konkurrieren können. Allerdings hängt man dann in Verträgen drin und kann nicht den Produzenten wechseln oder die Arzneien, wenn ein billigerer Hersteller auf der Bühne erscheint oder sonstige Schwierigkeiten auftauchen, wie z.B. die aktuellen Lieferengpässe.

Muss das sein?

Man sollte nicht immer die billigste Variante wählen – wie überall im Leben – !

Es könnten „Schadstoffe“ enthalten sein oder man verliert, wie hier, seine Unabhängigkeit. Und dann hört man (wie auf vielen Gebieten) gehäuft die unsäglichen Sprüche: „Das haben wir nie erwartet, das haben wir nie geglaubt, wir haben vertraut“. Grundsätzlich erwartet der Staat von seinen Bürgern und Bürgerinnen, dass sie ihr Leben allein auf die Reihe kriegen (punktuelle Hilfe nicht ausgeschlossen). Diese wiederum erwarten von den Politikern, dass sie den Staat zum Wohle der Bürger organisieren und er auch für Notfälle gewappnet ist!

Wir fordern also:

Der Staat muss relevante Abhängigkeiten beseitigen – selbst in Zeiten globaler wirtschaftlicher Interessen -, damit er auch in Zeiten voller Probleme seine Bürger schützen kann! Unabhängigkeit ist erstrebenswert! Vor allem, weil man dann nicht anderen Leuten nach dem Munde reden muss…  Aber es gibt ja Minister Lauterbach, der alles ändern will. Wir sind gespannt!