Wir als Landesjugendleitung begrüßen die zum 15.08.2017 und 01.09.2017 eingestellten Anwärter als unsere neuen Kollegen!
Allzu lang sind wir auch noch nicht mit unserer eigenen Ausbildung fertig und haben manches von dem, das euch in der nächsten Zeit erwartet, noch bestens in Erinnerung.
Für den ein oder anderen gibt es das erste Mal Gehalt, viele hören zum ersten Mal im Leben etwas von einem Ort namens Königs Wusterhausen, die meisten sind sicherlich überrascht, wie viele unverständliche juristische Begriffe existieren – formelles Recht, materielles Recht, Abstraktionsprinzip, Akzessorietät….
Wenn ihr in ein paar Monaten dann an eure Ausbildungsfinanzämter zurückkommt, lernt ihr unter dem Motto “Wir sind hier eine Behörde” einen charmanten Formalismus kennen. Ob effektiv oder nicht, das müsst ihr am Ende für euch selber entscheiden!
Allerdings findet ihr im Finanzamt nicht nur klassische Behördenklischees wieder:
Dass wir in der Berliner Finanzverwaltung ein erhebliches Personalproblem haben, ist durch die ständige Intervention der DSTG mittlerweile auch bei der Senatsverwaltung für Finanzen, als oberste Dienstbehörde hier in Berlin, angekommen. Die Folge davon sind gestiegene Ausbildungszahlen und auch ein deutlicher Anstieg der nach der Ausbildung übernommenen Anwärter. Es gab unbegreiflicherweise Jahre, in denen kaum Anwärter nach bestandener Laufbahnprüfung in den Finanzämtern weitermachen durften.
Dadurch erwartet euch im Finanzamt mit vielen Kollegen zwischen 20 und 30 Jahren und einer ganzen Menge ab 45 aufwärts eine ausgesprochen interessante Altersmischung, weil aufgrund der Einstellungspraxis eine halbe ausgleichende Generation zwischen 30 und 45 eindeutig in der Minderheit ist.
Euch ist sicherlich der geflügelte Begriff “Digitalisierung” schon zu Ohren gekommen. Natürlich spielt eine zunehmende Digitalisierung auch in der Steuerverwaltung eine maßgebliche und in manchen Gebieten bereits jetzt sogar bestimmende Rolle. Dieser Umstand wird sich in den kommenden Jahren mit Sicherheit weiter beschleunigen und dafür sorgen, dass sich althergebrachte Arbeitsweisen überleben. Wir sind also in einen Prozess eingebunden, in dem sich die Arbeit von Grunde auf neu erfinden muss und haben als sogenannte Digital Natives – wie wir herausgefunden haben, ein anerkannter Terminus in der Soziologie – erhebliche versteckte Einflussmöglichkeiten, da wir mit der Arbeit am Rechner groß geworden sind und bestimmte Selbstverständlichkeiten von uns in den Arbeitsalltag einfließen und ihn so mitgestalten.
Auch bekommt unser sehr intuitives Verständnis von digitalen Aufgaben aufgrund der weiter oben beschriebenen Altersverteilung eine zusätzliche spannende Bedeutung: Am Anfang unseres Berufslebens werden wir nämlich von langjährigen Beamten immer wieder um Rat gefragt und sind plötzlich die mit der nötigen Erfahrung.
Vielleicht könnt ihr ja schmunzeln, wenn ihr gerade mal irgendeine BGB-Norm nicht versteht oder das zu lesende BFH-Urteil einfach entsetzlich unverständlich und lang ist, und ihr daran denkt, dass die “alten Hasen”, obwohl schon teilweise Jahrzehnte dabei, in demselben Moment ähnliche Eingewöhnungsschwierigkeiten wie ihr haben.
In diesem Sinne wünschen wir euch allen einen guten Start und lasst euch nicht allzu sehr verrückt machen. Wir wissen, die erste Zeit ist hart aber am Ende genauso gewinnbringend, ihr werdet schon sehen!
Liebe Grüße Eure Landesjugendleitung